Christine Schramm

Christine Schramm

christine.schramm@uni-bamberg.de

C.R.Schramm@gmx.de

Tagungsorganisation zusammen mit Dr. Felix Lenz: Von der Idee zum Medium. Resonanzfelder zwischen Aufklärung und Gegenwart. Interdisziplinäre Tagung. 15.09.-17.09.2016. Universität Bamberg, Raum MG2/00.10.

Programm(98.6 KB)

Betreuer/in

Prof. Dr. Jörn Glasenapp (Literatur und Medien)

Dissertationsprojekt

Das klassische Erzählkino als Erbe des Theaters der Empfindsamkeit

Für das Drama gilt Aristoteles’ Poetik schon seit Jahrtausenden als die Referenzgröße schlechthin. Fast alle Schriftsteller oder Theoretiker, die nach Gesetzen für die Dramenproduktion sowohl als Maßstab für die Beurteilung als auch als Anleitung für das Verfassen von Texten suchen, nehmen in der einen oder anderen Weise Bezug auf die Poetik.
Das gilt auch für den Film. Jede Auseinandersetzung mit Theorie oder Praxis des Drehbuchschreibens führt über Aristoteles’ dramaturgische Prinzipien. Doch referiert die Filmdramaturgie tatsächlich die Original-Poetik oder gibt sie das Ergebnis einer langen Tradition von Poetik-Interpretationen wieder?
Die Filmdramaturgie scheint sich sogar in diese Tradition einzureihen, bei der die Autorität des antiken Textes zur Untermauerung eigener Argumente herangezogen und dabei durchaus verfremdet wird, da sie eine detaillierte Auseinandersetzung mit den als ewig gültig propagierten Prinzipien vermissen lässt.
Zu klären ist daher, auf welche Aristoteles-Interpretation die Filmdramaturgie zurückgreift.
Die Spur führt zu Gotthold Ephraim Lessing. Seine Aktualisierung der Poetik-Rezeption in der Hamburgischen Dramaturgie weist viele Parallelen zu dem Aristoteles auf, der sich so erfolgreich in Hollywood etabliert hat. Wesentliche Hinweise liefert die zunehmende Psychologisierung des Menschenbildes in der Epoche der Empfindsamkeit, zu der Lessings Literaturästhetik wesentlich beigetragen hat. Während der Poetik offensichtlich ein anderes Menschenbild zu Grunde liegt, hat die Psychologie, wie sie sich seit dem 18. Jahrhundert entwickelt sowohl im Hinblick auf die Figurengestaltung als auch angesichts der erstrebten Wirkung auf das Publikum einen hohen Stellenwert in der Filmdramaturgie.
Gegenstand der Forschung ist das klassische Erzählkino, zu dem die Filme gehören, die den Dramaturgieschemata der gängigen Drehbuchfachliteratur entsprechen. Hauptsächlich handelt es sich dabei um Hollywoodproduktionen, deren erfolgreiches Erzählmuster wiederum Einfluss auf den populären europäischen Film nimmt.
Diese Arbeit stellt sich auf ganzer Linie in die Tradition von Aristoteles über Lessing bis hin zur modernen Filmdramaturgie. Es ist die Tradition der Frage nach Leitlinien für ein gutes, das heißt ein erfolgreiches Drama. Wir scheinen diese Leitlinien zu kennen. Doch es ist an der Zeit zu hinterfragen, welche ihre tatsächlichen Quellen sind und mit welchen produktions- und wirkungsästhetischen Aspekten sie zusammenhängen. Auf der Basis dieses Wissens können wir uns Klarheit über die Begrifflichkeit der Filmdramaturgie verschaffen und unseren Umgang mit dramaturgischen Prinzipien optimieren.

Biografie

  • 2019 Gründung einer eigenen Textagentur: Texterei Schramm
  • seit 09/2014: Promotion im Fach Literatur und Medien an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg
  • 10/2006 – 03/2011: Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Philosophie und Germanistik an der Goethe-Universität Frankfurt am Main
  • 03/2005 – 09/2007: Studium Drehbuch und Filmdramaturgie bei der Studiengemeinschaft Darmstadt
  • 10/2004 – 03/2006: Studium der Kunstgeschichte, Denkmalpflege, Archäologie und Germanistik an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg

Publikationen

  • Die Komik der Chaplin-Filme, München 2012.
  • „Wahrscheinlich spukt es. Unheimliches in der Filmdramaturgie“, in: Florian Lehmann (Hrsg.): Ordnungen des Unheimlichen. Kultur – Literatur – Medien. Würzburg: Königshausen & Neumann 2016 (= Konnex. Studien im Schnittbereich von Literatur, Kultur und Natur. Bd.15), S. 295-309.
  • „Schattenspiele“, in: Bärnd 6 (2017) „Schwarzweiß“ 2017, S. 32-35. issuu.com/baerndmagazin/docs/baernd_magazin_ausgabe_6_-_sommer_2
  • „Bildung des Verstandes und des Geschmacks durch anschauende Erkenntnis. Lessings Fabeln in der Pädagogik von Christian Gottfried Schütz“, in: Jahrbuch für historische Bildungsforschung 23 (2017), S. 280-302.
  • „Lessing und das klassische Erzählkino“, in: Helmut Berthold u. Franziska Schlieker (Hrsg.): Von Herkules bis Hollywood. Beiträge zur jüngeren Lessingforschung. Wolfenbüttel 2018 (= Wolfenbütteler Vortragsmanuskripte. Bd. 25), S. 1-23.
  • „Lessing in Hollywood. Traditionslinien der populären Filmdramaturgie“, in: Felix Lenz u. Christine Schramm (Hrsg.): Von der Idee zum Medium. Resonanzfelder zwischen Aufklärung und Gegenwart. Paderborn: Wilhelm Fink 2019 (= Inter|Media. Bd. 7).
  • „D. Faust – Ein Rettungsversuch von Gotthold Ephraim Lessing“, in: Andrea Bartl, Corina Erk u. Martin Kraus (Hrsg.): Verhinderte Meisterwerke 2019 (= Inter|Media. Bd. 10).
  • Christine Schramm, Vorhang auf für’s Militär, in: Portal Militärgeschichte, 5. August 2019, URL: http://portal-militaergeschichte.de/schramm_zu_venzl_soldaten.

Vorträge

  • „Wahrscheinlich spukt es – Unheimlichkeiten in der Filmdramaturgie“, Tagung Das Unheimliche, Gespenstische und Spukhafte, Universität Bamberg 17.-19. April 2015.
  • „Lessing in Hollywood“, Tagung Von der Idee zum Medium. Resonanzfelder zwischen Aufklärung und Gegenwart, Universität Bamberg 15.-17. September 2016.
  • „Lessing und das klassische Erzählkino“, Vortragsreihe Jüngere Lessing- und Aufklärungsforschung, Lessing-Akademie Wolfbüttel 28. September 2017.

Herausgeberschaft

Von der Idee zum Medium. Resonanzfelder zwischen Aufklärung und Gegenwart, zusammen mit Felix Lenz, Paderborn: Wilhelm Fink 2019 (= Inter|Media. Bd. 7).

Mitgliedschaften

  • Lessing-Akademie
  • Gesellschaft für Medienwissenschaft
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