Exemplarische Geschichtsschreibung und christliche Rhetorik in Augustins De civitate dei

Institut für Klassische Philologie
Mittwoch, 13. Juli 2022, 19 Uhr s.t., U5/01.22
Prof. Dr. Christian Tornau (Julius-Maximilians-Universität Würzburg)
hält einen Gastvortrag zum Thema
Exemplarische Geschichtsschreibung und christliche Rhetorik in Augustins De civitate dei
Antike Geschichtsschreibung ist exemplarisch im dem Sinne, dass sie den Anspruch erhebt, dass man aus ihr lernen kann. Speziell in der römischen Geschichtsschreibung erhält das Exemplarische einen moralischen und persönlichen Zug: Exempla sind hier vielfach Personen, deren gute oder schlechte Handlungsweise den römischen Staat gefördert oder geschädigt hat. Zur Zeit Augustins (354-430 n. Chr.) war das exemplarische Geschichtsbild der römischen Historiographie dank der spätantiken literarischen Bildungskultur noch höchst lebendig – insbesondere die Vorstellung, dass die ordnungsgemäße Bewahrung der traditionellen Kulte für Roms Größe ein entscheidender Faktor gewesen war. Für seine Auseinandersetzung mit diesem Geschichtsbild wählt Augustinus in seiner apologetischen Großschrift De civitate dei ausdrücklich nicht das Medium der Historiographie, sondern der forensischen Rhetorik. Der Vortrag wird anhand ausgewählter Beispiele vor Augen führen, wie Augustinus das rhetorische Instrumentarium für seine Dekonstruktion des römischen Exemplarismus nutzt und wie er im Rahmen dieser negativen Argumentation sein positives Anliegen – die Glücksrelevanz der civitas dei – aufscheinen lässt und die Kohärenz des Gesamtwerks sicherstellt.
Zu diesem Gastvortrag ergeht herzliche Einladung.
Prof. Dr. Markus Schauer | Prof. Dr. Sabine Vogt